Hier sitze ich. Kenn‘ mich nicht mehr aus.
Möchte so gerne wieder lachen und jubeln.
Ich vermisse die Freude, die Leichtigkeit, das Glück. Alles scheint so weit weg.
Ich fasse erneut Mut, immer wieder, rede mir ein: „Alles wird gut“, aber eigentlich glaub‘ ich das nicht, denn ich weiß nicht mehr weiter.
Ich weiß nicht, warum es nicht „gut ist“ und noch weniger wie es wieder gut wird. Was mach‘ ich so falsch? Was baue ich für einen Mist? Bin ich es denn nicht wert, glücklich zu sein? Wenn doch, warum bin ich es dann nicht? Warum?
Dieses Gedankenkarussell macht mich krank, nimmt mir die Luft. Ich will nicht mehr. Ich will raus. Weg. Ganz weit weg. Das hier macht überhaupt keinen Spaß. So will ich dieses Leben nicht. Nein, so will ich nicht mehr.
„Alles wird gut. Alles wird gut. Alles wird gut“, versuche ich wieder mich zu beruhigen.
Aber es ist eigentlich sinnlos. Jedes Mal, wenn ich denke, es geht, jedes Mal, wenn ich mich aufraffe, mit aller Kraft, kaum aufgestanden, kaum irgendwie ein klein wenig zuversichtlich, es zu schaffen, kommt der nächste Eklat. Der keiner ist. Oder keiner wäre, aber für mich ist er das. Für mich bricht wieder alles zusammen. Dann bin ich wieder hier, liege wieder am Boden und bin meinen Tränen ergeben. Und ich weiß nicht mal warum. Warum bin ich so leer? Warum bin ich so schwach? Warum kam ich nicht mehr?
Hier sitze ich. Kenn‘ mich nicht mehr aus.
Denke daran, wie ich mal war, welche Freude ich hatte, am Leben, an allem, so glücklich war ich. Jetzt sitze ich da, rede mir ein: „Alles wird gut“, obwohl ich es sowieso nicht glaube.
Atme ein,
atme aus.
Lasse meine Tränen einfach laufen… denn ich kann nicht mehr.
Nichts ist gut, verdammt nochmal. Nichts. Und ich am allerwenigsten. Ich, zu blöd, mich aufzuraffen, es aus diesem lächerlichen Loch zu schaffen. Einfach rauszusteigen. Wie schwer kann das sein?? Warum geht das denn nicht???
Was versteh‘ ich denn nicht???
Fragen, die mir niemand beantwortet, obwohl ich ständig um Antworten bitte. Nein, herrgott, ich flehe, bettle … ja, ich bete sogar. Ehrlich und aufrichtig bete ich zum Himmel, dass man mir hilft, mir sagt, was hier los ist, was ich tun soll… irgendetwas sagt, das mir irgendwie hilft.
Aber es kommt keine Antwort. Nichts. Nur Stille. Und dieses Gedankenkarussell, das mich nicht loslässt.
Ich atme.
Ein und aus.
Langsam.
Ich will es schaffen. Ich muss da raus.
Lege die Hand auf mein Herz, mehr Ideen habe ich nicht mehr.
Hier sitze ich. Kenn‘ mich nicht mehr aus.
Mit der Hand auf meinem Herzen.
Weine und frage nach: „Was soll ich denn tun?“
Stille.
Ich lege beide Hände auf mein Herz,
schließe meine Augen und lasse alle Tränen laufen:
„Was um Himmels Willen ist mein Auftrag? Mein Weg? Wofür bin ICH hier?“
Stille.
Ich atme.
Ein und aus.
Langsam.
Mehr weiß ich nicht mehr. Ich weiß nicht mehr weiter.
„Mein Engel, schau mich an. Hier bin ich. Ich bin doch bei dir. Ich begleite dich auf Schritt und Tritt. Doch du spürst mich nicht immer. Ich darf auch nicht immer. Du bist frei, frei in deiner Entscheidung, frei in deinem Willen, manchmal darf ich nicht helfen, nicht einmal etwas sagen, da bleibt mir nur zuzusehen und an deiner Seite zu stehen. Wäre ich ein Mensch, würde es mir das Herze brechen, dich so leiden lassen zu müssen. Aber als Engel sehe ich die Dinge anders und kann einfach da sein. Still, aber trotzdem voller Liebe. Auch wenn du mich nicht spürst, ich bin doch da.“
Das wars? Mehr kommt nicht? Was hilft mir das?
Wie nett, dass du da bist, aber nur da? Was soll mir das helfen?
Erneut sacke ich zusammen, Tränen kullern weiter über meine Wangen.
Ich will doch nur eine Hand, die mich hält, die mich aus diesem Loch zieht, damit ich wieder anfangen kann, von neu, anders, besser, … Ja, es kann nur besser werden. Schlimmer geht es nicht mehr.
Hier sitze ich. Kenn‘ mich nicht mehr aus.
Wünsche mir so sehr, dass ein Engel auftaucht, eine Fee, egal, irgendwas, das mich erlöst,
von diesem Schmerz, dieser Traurigkeit, dieser Sinnlosigkeit.
Ich atme.
Ein und aus.
Langsam.
Ich will es schaffen. Ich muss da raus.
Lege die Hand wieder auf meine Brust und atme weiter.
Es wird ruhiger.
Meine Tränen stoppen.
Irgendetwas wird anders.
Irgendwoher wird es wärmer.
Irgendwie legt sich meine Verzweiflung.
Ich atme.
Ein und aus.
Spüre ganz genau hin.
Höre mich atmen.
Es ist besser.
„Alles wird gut“, höre ich mich wieder zu mir sagen.
Wie, weiß ich immer noch nicht, aber immerhin kann ich wieder ein bisschen daran glauben.
Langsam stehe ich auf, ohne Plan, ohne Idee, aber mit etwas mehr Mut.
Hier stehe ich. Kenn‘ mich immer noch nicht aus, aber das stört mich jetzt nicht mehr.
Aufzustehen hab‘ ich geschafft, das ist ein Erfolg.
„Alles wird gut“, sag‘ ich mir immer wieder und glaube jedes Mal ein klein wenig mehr daran.
(…)
Diese Momente der völligen Ratlosigkeit, Sinnlosigkeit, Verzweiflung, Angst, … wo man zwischen Weinen, Fluchen und Beten wechselt, weil man keinen Plan mehr hat und sich nichts sehnlichster wünscht, als einen Engel, der sich so verdichtet, dass er ganz in echt vor einem steht, damit man in seine Arme sinken kann, alle offenen Fragen endlich beantwortet bekommt und wieder etwas zuversichtlicher aufstehen und weitermachen kann… diese Momente sind eine Facette des Lebens, die mehr Menschen kennen, als zugeben würden und in die man schneller hineinrutscht, als man es merken mag.
Dafür muss nichts besonders Bedeutungsvolles geschehen, dafür braucht es nicht unbedingt große Tragödien. Was, wenn es viele, kleine Ereignisse, Situationen, Vorkommnisse waren, die irgendwann nicht mehr erträglich waren, wo nur noch eine Kleinigkeit fehlte, und plötzlich, zack, ist es zu viel. Alles. Jede Kleinigkeit.
Es kann nach außen hin sogar nicht einmal ein „wirklicher“ Grund erkennbar sein und trotzdem ist die Person am Ende.
Natürlich sagt es sich als Außenstehende:r leicht:
„Ich verstehe nicht, wie man ständig ausflippen kann!“
„Ich verstehe nicht, dass man sich so gehen lassen kann!“
„Ich verstehe nicht, dass man so frustriert rumlaufen muss!“
„Ich verstehe nicht, dass man sich von Kleinigkeiten so überfordert fühlen kann!“
„Ich verstehe nicht, dass man sich das Leben nehmen will!“
„Burnout? Depressionen? Ha, ja, man kann sich auch was einreden!“
Hm… Vermutlich hat man sich das selbst auch schon über jemand gedacht oder gesagt.
Von außen betrachtet wirkt es immer anders. Nicht immer ist alles so wie es scheint. Und zwar in alle Richtungen. Man weiß es in Wahrheit nicht, denn man kann nur interpretieren, und das tut man mit dem was man aus seiner eigenen Welt kennt, also sehr subjektiv. Man urteilt, weil man es nicht versteht. Aber man würde es vielleicht verstehen, wenn man hinter die Kulissen sehen könnte, aber das kann man meistens nicht, bzw. müsste man dazu den Menschen mit seiner ganzen Geschichte kennen und(!) spüren, dann wäre es im Ansatz möglich, vielleicht.
Stell dir vor, es wäre möglich, alles zu wissen, zu sehen und zu spüren und Du könntest einen Menschen, der dir begegnet, so wahrnehmen wie er sich selbst, mit all seinen Empfindungen und Erfahrungen. Denkst Du, Du würdest dann immer noch über ihn:sie urteilen? Oder, meinst Du, es bräuchte dann keine Erklärungen, keine Entschuldigungen mehr, weil alles sichtbar und damit völlig klar wäre.
Ja, es wäre wie es wäre, weder gut noch schlecht, es wäre was es ist, und man würde sehr einfühlsam, mit großer Achtung und Respekt vor dem:der anderen, und vor allem in tiefer Liebe unterstützend da sein. Dann bräuchte man sich auch keine Gedanken darüber machen, ob man der anderen Person vertrauen kann, Schuldgefühle wären überflüssig, denn man wüsste, dass man wertvoll ist! Und zwar mit jedem „Fehler“, mit jeder „Niederlage“ und mit jedem „Versagen“.
Aber weil wir alle noch nicht recht wissen, wie man das mit dem Be- und Verurteilen bleiben lässt, wie man jemand mit dem Herzen begegnet, anstatt sich von Macht, Neid und Konkurrenzdenken leiten zu lassen, werden Menschen, die nicht glücklich sind, oder denen es immer wieder oder über einen längeren Zeitraum nicht gut geht, nicht beim nächsten: „Na? Wie geht’s dir?“, mit der Wahrheit herausrücken und sich ihr Leid frei von der Seele reden. Denn das wäre ja ein Armutszeugnis! Da gäbe man doch zu, dass man sein Leben nicht im Griff hätte, und könnte sich auch gleich einen Platz in der Klappse reservieren.
Ist doch so, oder nicht?
Aber in Wahrheit ist es kein Armutszeugnis.
Nein, auch kein Versagen.
Ebenso kein Verbrechen und schon überhaupt ist es keine Schande!
Es ist eine MÖGLICHKEIT.
Situationen, Phasen, Lebenslagen, die uns an den Rand der Verzweiflung (oder sogar noch weit darüber hinaus) katapultieren, sind eine Möglichkeit, sich selbst besser kennenzulernen, erstens, und zweitens, zu wachsen. Über sich selbst, das Gewohnte, das Bekannte, hinaus. Jede Hürde, die man schafft, erweitert das eigene Repertoire, weil man dazulernen, sich erweitern muss, um sie zu überwinden… (danach ist es keine Herausforderung mehr).
Warum genau soll man sich dann bitte dafür schämen müssen, wenn man völlig planlos, hilflos und entmutigt nicht mehr weiß, was man tun soll, obwohl das ein völlig normaler Ablauf in der Entwicklung ist?! Nur weil alle so tun, als wären sie perfekt, könnten alles und hätten alles im Griff? Geh‘ bitte!! So ein Blödsinn!!! Dann wären wir alle zusammen nicht hier auf der Erde, um zu lernen!
Ein Beispiel (ja, ich liebe Beispiele, weil mein Kopf sich durch praktische, lebensnahe Bespiele gerne überzeugen lässt, vielleicht geht es bei dir auch):
Für ein Kind der 1.Klasse Volksschule ist 5+7 eine große Hürde, weil es über den 10er kommen soll. Alles was es schon gelernt hat, wird es nun brauchen, aber es wird nicht reichen, sondern es wird etwas dazulernen müssen. Während es probiert und übt, welche Methode wohl am besten funktioniert, lernt es sich selbst besser kennen, denn es muss erkennen, was es kann, bzw. was es braucht, um den besten Weg für sich zu finden. Dabei wird es anfangs anstehen und nicht weiterwissen, vielleicht verzweifeln, einige Male probieren und immer wieder üben müssen. Wenn es schließlich seinen Trick zu rechnen gefunden und sogar automatisiert, somit das eigene Repertoire erweitert hat, ist diese Zehnerüberschreitung, egal mit welcher Zahlenkombination, kein Weltuntergang mehr.
Selbstverständlich gibt es Kinder, die das beim ersten Mal rechnen, ohne es als Hürde zu sehen, dann liegt ihnen das und ihre Hindernisse werden sich woanders zeigen. Aber so weit ist klar, was ich mit diesem Beispiel meine, oder?!
Und trotzdem haben genügend von uns den Vogel zu meinen, in allen Belangen, in jeder Situation, in jeder Lebenslage Super(wo)man sein zu wollen/ müssen, bzw. niemals zugeben zu dürfen, dass man etwas nicht hinkriegt, weil man nicht als unfähig oder schwach abgestempelt werden möchte… Ja, es hat sich in unserer Welt so entwickelt, dass man sich als Versager, unnötig und dumm fühlt, wenn man sich nicht mehr zu helfen weiß… Schade, dass wir es so weit gebracht haben. Aber gut, lernen wir langsam wieder um.
Dazu möge man sich folgendes (erneut) klar machen:
So unterschiedlich wir alle sind, so verschieden sind auch die Ursachen für einen Ausnahmezustand, der alle Freude, Lebenslust, Motivation und Zuversicht erschlägt.
Da wir alle ganz individuelle Lernaufgaben, ganz individuelle Hemmschwellen und ganz individuelle Gaben und Talente haben, kann man sich nicht vergleichen.
Niemand ist besser oder schlechter, nur anders.
Es wird immer etwas geben, dass uns vor eine scheinbar unmögliche Herausforderung stellt, auch, wenn wir schon viel Erfahrung gesammelt, Erlebnisse reflektiert, Wissen inhaliert und Weisheit angehäuft haben.
Wenn das Leben einen Grund sieht, uns mit der Bratpfanne eins übern Schädel ziehen zu müssen, wird es das tun. Und dann liegen wir. Ende.
Entscheidend ist nicht, wer man ist, was man hat und wie viel man weiß, sondern, ob man das, was man weiß, verknüpft mit der inneren Weisheit, anwenden kann, um gut/ besser/ schneller wieder auf die Beine zu kommen.
Und selbst wenn man schon sein eigener Guru ist, kann es trotzdem sein, dass das nicht leicht und nicht allein geht. Ich sage nur: Mathematik, Oberstufe, Kompetenzkatalog, mhm… da schwitzen die Besten. Auch „die Besten“ dürfen sich Unterstützung nehmen!
Das klingt so easy cheesy, ich weiß. Wenn man mittendrin ist, findet man solche „Weisheiten“ zum Kotzen. Also, ich zumindest. Ich könnte dann noch mehr ausflippen, wenn ich so etwas lese oder gesagt bekomme: „Verdammte Kacke, ich kenne mich schon genug!!! Ich habe echt schon mehr als genug dazu gelernt, irgendwann kann auch mal Schluss sein! Ich will einfach nur, dass das hier aufhört!!! Ich habe keine Kraft für diesen Wahnsinn hier!!! Und NEIN. Ich will keine Hilfe. Ich. Will. Das. Selbst. Schaffen!!!“. Wenn ich dann „durch“ bin, muss ich immer lächeln über dieses bockige Rumpelstilzchen, das ich sein kann, und meist erkenne ich dann auch recht gut, was ich dazulernen sollte, oder über mich selbst an Erkenntnissen dazugewonnen habe.
Eine meiner „Lieblings“ansagen meines Coaches war: „Elisabeth, du bist kein Eremit. Du lebst unter Menschen, deinen MITmenschen, die genau deshalb so heißen, weil man MITeinander tut. Du tust für jeden, also lass auch die anderen für dich tun.„
Das darf ich hier mal so weitergeben.
Also. Liebster Leser! Liebste Leserin!
Zu diesem Thema gäbe es noch Unmengen zu sagen, aber für heute lassen wir es gut sein.
Sei es wie es sei.
Wisse was Du weißt.
Aber erweitere dein System um folgende, sehr wichtige Information:
Ich bin gut.
Ich bin richtig.
Ich bin wertvoll.
Ganz genau so wie ich bin.
Ich darf auch mal nicht weiterwissen.
Ich darf auch mal verzweifeln.
Ich darf auch mal alles hinschmeißen wollen.
Trotzdem bin ich völlig in Ordnung.
Ich werde meine Hürden meistern.
ALLE.
WEIL ICH ES KANN.
Und: Weil ich mir helfen lassen darf.
Alles wird gut.
Sogar noch viel besser!
Ich wünsche dir von Herzen alles Liebe!
Du schaffst das!

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Foto: Elisabeth Mara Dam


Elisabeth Mara Dam, BEd
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