Z-U-V-E-R-S-I-C-H-T

Wie würdest Du Zuversicht definieren?


Ich würde spontan sagen:

Zuversicht ist das Vertrauen, dass selbst in der größten Scheiße irgendwo die Chance hockt und fröhlich winkt.

Etwas Gewählter ausgedrückt:

Zuversicht ist der unbändige Glaube daran, dass selbst in schlimmsten Zeiten Gutes zu erwarten ist.

Oder wer es poetischer möchte:

Zuversicht ist die Gewissheit, dass hinter jeder noch so garstigen Wolkenfront die Sonne mit der Steinschleuder hockt und nur den richtigen Moment abwartet.

Weiß nicht, was dir mehr zusagt oder ob Du eine noch passendere Definition parat hast… ich bleib‘ für mich bei Nr.3, ich mag Comics im Kopf…

ZUVERSICHT.
So ein nettes Wort.
Und doch so schwierig in einer Welt, in der man an allen Ecken und Enden das Fürchten lernen kann.

Damit ist jetzt nicht automatisch eine globale Herausforderung gemeint, das kann auch etwas viel Persönlicheres sein, etwas, das die eigene, kleine Welt plötzlich sinnlos erscheinen lässt oder herzlos in Stücke reißt. Denn, ob im Großen oder Kleinen, jedes für sich hat ausreichend Potenzial, um uns verzweifeln zu lassen, der Unterschied liegt einzig darin, dass beispielsweise ein weltbewegendes Virus, große (Natur)Katastrophen oder Kriege zur gleichen Zeit mit ähnlichem Werkzeug an den Zuversichts-Mauern aller Beteiligten rütteln, wogegen persönliche Schicksale den Optimismus sehr individuell in die Flucht zu schlagen versuchen. Treffen womöglich auch noch beide gleichzeitig ein, wird es zu einer der größten Challenges, die einem gestellt werden können. Spätestens dann wird man eher nicht am Lagerfeuer darüber sinnieren, was das Gute an der ganzen Sache sein kann, sondern dazu tendieren, vor lauter Niederschmetterung die Zuversicht gleich im Keller zu vergraben und sicherheitshalber einzubetonieren.

Kann man. Wäre absolut nachvollziehbar. Sollte man aber trotzdem nicht.

Aha. Wie soll man denn bitte bei dem ganzen Schmarrn, der momentan abgeht, positiv gestimmt bleiben? Und wenn man Haus/ Arbeit/ Familie verliert… soll man dann vielleicht auch noch jubeln, oder wie? Es gibt Dinge, die sind weder witzig noch finden sich Gründe um zuversichtlich zu bleiben.

Nun, ich bin mir sicher, auch Du kennst Menschen, die während Katastrophen andere mit Humor unterhalten und ablenken können… Menschen, deren Leben völlig entgleist ist und die dennoch daran glauben, dass alles wieder gut wird… Menschen, die sehen, dass alles zerstört ist und voller Tatendrang wieder neu beginnen… Menschen, die in einer schmerzhaften Krise stecken und trotzdem liebevoll mit ihren Mitmenschen umgehen… Menschen, die den Kopf nicht hängen lassen, sondern zuversichtlich bleiben…

Und jetzt sind wir dort, wo ich hin möchte… Wie kriegen diese Menschen das mit der Zuversicht hin?

Wenn man ein wenig sucht, finden sich bestimmt zig Ansätze, Ideen, etc., mit dieser EINEN, ULTIMATIVEN, UNGLAUBLICH WIRKUNGSVOLLEN METHODE, wie man in nur 7 Tagen von Zuversicht GEFLUTET wird und sie NIE WIEDER verliert, obendrein gibt’s auch noch DAS MEGA PAKET GLÜCKLICHSEIN dazu geschenkt, GRATIS, sogar gleich doppelt!!, aber nur, wenn man sofort mitmacht und gleich mit dem ersten Schritt dieser NOCH NIE DAGEWESENEN Methode beginnt… (Werbefernsehen prägt, ich weiß)

Ja, es gibt sicher geniale Methoden, aber, wenn ich den Nagel nicht auf den Kopf treffe, kann ich noch so viel drumherum hämmern, das wird nix werden… Was ich damit sagen will: es gibt eine entscheidende Einsicht, hat man diese gewonnen, wird es egal sein, welche Methode, Übung, Regel,… man anwendet, weil sich das Blatt dann von selbst zu wenden beginnt…


GLÜCKLICH zu sein
ist eine ganz persönliche Sache.
Eine sehr persönliche Entscheidung.
Nichts und niemand ist dafür verantwortlich.

Nur DU.


Du bist der Knackpunkt.

Ja. Kennen wir. Wissen wir.

Vergessen wir. Deshalb einmal zur Erinnerung:

Glücklichsein und Zuversicht kann man weder trennen noch kommen und gehen sie, wie es ihnen passt, sondern, sie sind hier, bei dir, immer. Aber Du entscheidest, ob sie dich an der Hand nehmen dürfen, in die Besenkammer zum Einschauen müssen oder sogar vergraben werden, weil du lieber gefrustet und stinkig dahinvegetieren möchtest.

Ehrlich gesagt… manchmal will ich das schon. Da bin ich von etwas derart enttäuscht, unendlich traurig und hilflos wütend und kippe mich (aus Gewohnheit) mit Anlauf und Arschbombe zuerst mal in ein Prinzessinnen-Kurzdrama, dass sich meine Zuversicht tatsächlich von selbst in den Keller verzieht.
Das ist auch o.k.. Haben wir so ausgemacht. Ja, wirklich. Nachts mal. Anno dazumal. Bei einem Glas Wein im Mondenschein. Nur wir zwei. Die Zuversicht und ich. Ich sagte, ich möchte gerne, wenn es gerade für mich ein Drama ist, kurz in diesem zerfließen und mir selbst sagen, wie arm ich bin, wie Scheiße alles ist und was das Leben für ein Dreck ist. Und meine Zuversicht meinte, das könne sie nicht mit ansehen. Also, war der Deal: ich fluche, sie flüchtet und danach treffen wir uns wieder um Plan B (C, D, E,…) durchzugehen.

Kann ich dir wärmstens empfehlen, falls du auch so ein Kurz- mal- Drama- Typ bist. Ok, das war jetzt komplett gelogen. Verschwende deine Zeit bitte sinnvoller. Ja, sogar Nasenbohren hätte mehr Sinn.
Aber damit soll es das hier noch nicht gewesen sein, was wäre das denn bitte für ein unnötiger Artikel?! pffff…

Natürlich habe ich mir überlegt, was mein Ding ist, wie ich das mache, dass ich positiv bleibe, selbst wenn es augenscheinlich keine Gründe gibt und somit stelle ich dir, neiiiin, nicht DIE ultimate- outstanding- mindblowing- life- changing- method meines Every- day in- confidence Programms vor (hab‘ leider den Guru-Trainer-Delux noch nicht in der Tasche), sondern ich habe bloß ein paar Anregungen und Ideen für dich zusammengetragen, aus dem was ich mache, was mir persönlich hilft, in Situationen oder Lebenslagen, auf die ich gerne mal verzichtet hätte, und freue mich, wenn etwas dabei ist, das dir weiterhilft.

Also, aufgepasst, jetzt kommt’s:

Z-U-V-E-R-S-I-C-H-T wie…


Z wie Zaubermorgen
U wie Ungeheuer
V wie V.I.P.s
E wie Ernst muss warten
R wie Raus, aber dalli!
S wie Sich-selbst-bewusst-sein
I wie Ignoranz von Irrelevantem
C wie Chaos vor Kosmos
H wie Herzgehüpfe
T wie Tanz‘ mal drüber nach


O.k., jetzt bist Du noch nicht recht viel schlauer. Ich erlaube mir, dazu ein paar Worte zu schreiben (Du weißt, kurzfassen ist keines meiner Talente, es werden vermutlich ein paar mehr Worte sein, aber die sind es wert gelesen zu werden, versprochen!)

ZAUBERMORGEN.

Jeder Morgen (ver)zaubert deinen Tag. Wenn Du das zulässt. Du entscheidest, es ist allein deine Verantwortung, wie er sich entwickelt. Jeder Morgen schenkt dir Möglichkeit, wieder neu zu starten, den Tag neu/ anders/ besser/ schöner/ … zu zaubern. Es ist immer wieder deine Chance, das Beste aus allem zu machen. Das heißt nicht, dass jeder Tag der beste oder besser als der vorige sein muss, denn damit würde man sich nur selbst den Druck machen, nach Perfektionismus zu streben und das ist erstens unmenschlich und zweitens Blödsinn. Ich möchte dir nur sagen, dass eine Nacht dazwischen wahre Wunder bewirken kann, weil Du in dieser Zeit aufhörst, ständig im Kreis zu denken, krampfhaft mit dem Verstand Lösungen zu finden oder auf alles zu schimpfen. Dadurch übergibst du an Gott/ das Universum/ deine Guides/ die Engel (…) und lässt sie für dich die Fäden auf einer höheren Ebene ziehen. Wenn Du dann wieder deine Augen öffnest, wird dich ein neuer Morgen mit offenen Armen erwarten.
Geht also alles schief und ich habe nicht die geringste Ahnung, was und wie ich tun soll, versuche ich mich durch den Tag zu retten und vertraue darauf, dass der nächste Morgen ein Fünkchen (oder auch mehr) Idee mit sich bringt, die mir weiterhilft, denn jeder Morgen ist ein neuer Anfang „und jedem Anfang wohnt ein Zauber inne.“ (Hermann Hesse)

UNGEHEUER.

Erinnere dich daran, dass Du stark genug bist und alles in dir trägst, was Du brauchst, um alle Ungeheuer, die dich zum Kampfe fordern, zu entwaffnen. Jedes Hindernis, jede Herausforderung und jede noch so harte Situation, kannst Du meistern, denn Du kriegst nur das präsentiert, was Du auch schaffen kannst. Die Frage ist nur, wie Du sie besiegen willst und, ob Du wirklich kämpfen musst… Ist es gut, deine Energie für den Kampf zu ver(sch)wenden? Stell dir vor, ein ekelhaftes Monstrum steht vor dir, stinkend, mit Warzen, Krallen und seine grauslichen, spitzen Zähne fletschend… Du. Verziehst keine Miene. Schaust ihm mit deinem besten Pokerface ins Gesicht. Stille. Plötzlich ziehst du einen mega Lautsprecher unter deinem Hemd hervor (ja, das geht, in Comics geht das auch), drehst volle Kanne Musik auf und tanzt so irre herum, dass das Ungeheuer in einen schockähnlichen Zustand verfällt und Du tanzend das Weite suchen kannst… oder: Du grinst einfach nur dümmlich, setzt einen möglichst lassiv-verstörten Blick auf und zwinkerst ihm derart verführerisch zu, dass es angewidert selbst die Flucht ergreift… oder oder oder (mir fällt noch genug Blödsinn ein, stets zu Diensten). Merke: Humor wirkt besser als Kampfansagen, denn Ungeheuer sind old-school und rechnen nicht mit so einem Schwachsinn… also… wähle weise, wie Du deine Ungeheuer besiegst, großer Padawan…

V.I.P.s

Wer sind sie? Welche Personen sind wirklich wichtig? Wer tut dir wirklich gut? Wo steigt dein Energielevel? Genau diese Menschen sind deine VIPs. Pflege diese Freundschaften. In Zeiten, die dich ohnehin fordern, ist das Letzte, das Du brauchst, Menschen, die sudern und jammern, Schauermärchen erzählen und den Teufel an die Wand malen (prinzipiell braucht man die nie, aber in schwierigen Zeiten schon überhaupt nicht!). Umgib dich mit Menschen, bei denen Du frei deine Meinung äußern und deine Gefühle zeigen kannst, mit denen Du lachen und, wenn notwendig, weinen kannst, die dich vielleicht ablenken, einfach Menschen, bei denen Du richtig bist, so wie Du bist, auch wenn es dir nicht gut geht. Wenn Du ein Mensch bist, der viel Redebedarf hat, wenn ihn etwas beschäftigt, dann rede mit Menschen, die dir aufmerksam zuhören und deinen Redeschwall mit all deinen (vielleicht auch sehr schrägen) Überlegungen zu deiner Situation laufen lassen, um dann mit dir aus dem Gedankenrad auszusteigen. Manchmal muss der Schrott aus dem Hirn, damit überhaupt andere Sichtweisen Platz bekommen. Mit den richtigen Menschen hältst Du dich selbst bei dir und es gelingt dir eher, wieder Mut zu fassen, Hoffnung zu schöpfen und deinen Blickwinkel zu verändern. Und manchmal tut es wirklich gut, zu hören, wie dich einer deiner Herzensmenschen sieht, damit Du wieder daran erinnert wirst, wie wunderbar toll Du bist.

ERNST MUSS WARTEN.

(Attentione: Falls dein Mann Ernst heißt, mögest Du bitte diese Passage nicht, ich betone NICHT, auf ihn beziehen.)
Niemand, wirklich niemand findet Ernst lustig, jeder fürchtet sich vor ihm, zurecht, er ist auch das Nr 1 Schauermärchen sämtlicher Erwachsener…Wenn der Ernst des Lebens eintrifft, dann ist der Spaß vorbei, heißt es. Als Kind dachte ich immer, wenn ich dem mal begegne, werde ich ihn voll brutal ignorieren… Dann lernte ich den Freund meiner Tante kennen, Ernst. Zu seinem Glück hatte dieser nichts mit seinem Namen gemein, also wurde er nicht Zielscheibe meiner bitterlichen Absichten. Mein Ignoranz-Vorhaben legte ich allerdings nicht ganz still. Ich adaptierte es. Ernst bekam den Passierschein A38, für alle nicht-Asterix-Insider: Ernst muss warten. Und zwar so lange wie ich meine, dass er das tun soll. Wofür das gut sein soll? In einem Zustand, der unsere Zuversicht verabschiedet, wird dem Humor schon angst und bange, wenn wir dann obendrein auch noch den Ernst zum täglichen Nachmittagsplausch laden, rennt uns der Spaß samt Kurve davon… das geht gar nicht! So ernst die Sachlage sein mag, so wichtig ist es, den Humor bei Laune zu halten, und wenn er schwärzer als die Nacht ist, Hauptsache gelacht! Da Ernst und seine Kumpels, Alltag und Verpflichtungen, ohnehin nicht abzuwimmeln sind, ist es völlig legitim, sie warten zu lassen, um sich mit dem Humor zu vergnügen. Ja, das geht. Immer. Und wenn es nur sehr kurz ist. Es reichen viele wunzikleine Momente, in denen wir schmunzeln, grinsen, lächeln oder sogar herzhaft lachen… bis die Zuversicht Wind davon bekommt, dass der Humor noch nicht gegangen ist… Sie wird umdrehen, denn sie ist immer lieber da, wo auch er ist.

RAUS, ABER DALLI!

Wir hocken alle viel zu viel drinnen, sind dauernd von Unmengen an Menschen, Geschichten und Zeugs umgeben und holen teilweise nicht mal mehr ordentlich tief Luft. Wie bitte soll man einen klaren Kopf kriegen und klare Gedanken fassen, wenn man sich selbst unter all dem Geschehen nicht mehr klar erkennen kann?! Auch, wenn Du tolle, dich aufbauende und wertschätzende Menschen um dich hast, ist es absolut notwendig, dich hin und wieder auszuklinken, ganz für dich zu sein, deine Energie und deine Kraft wieder ganz für dich zu beanspruchen und aufzutanken… und zwar in Mutter Natur. Wir sind keine Maschinen, keine Roboter, keine Puppen, sondern Lebewesen, die in der Natur lebendig bleiben bzw. es wieder werden. Vor allem dann, wenn nichts mehr geht, alles zu viel ist, alles zu traurig ist, alles zum Schreien ist… ab nach draußen. Sofort! Nimm alles an Wut, Ärger, Verzweiflung, Angst, Trauer, etc. mit und geh‘. Atme den Dreck raus, atme tief wieder ein und hol‘ dir damit neue Energie in dein System. Mutter Natur ist die beste und ganzheitlichste Therapeutin, die Du bekommen kannst und die Zeit, die Du dir in der Natur gönnst, kann dir kein Wellnessprogramm der Welt bieten.
(P.S.: für alle Mamis, die nicht einfach so allein abhauen können: Du musst dazu nicht alleine sein, pack‘ deine Stöpsel zusammen und raus aus den vier Wänden, und wenn es nur in den Garten ist.)

SICH-SELBST-BEWUSST-SEIN.

Wie bin ich in Ausnahmezuständen? Was tue ich? Was bräuchte ich? … Und ist das alles überhaupt sinnvoll? Bin ich nicht ein kompletter Depp, wenn ich so bin? Wenn man glücklich ist, ist es recht einfach sich selbst zu akzeptieren, zu mögen, sogar zu lieben, weil man nicht unbedingt etwas zu meckern hat. Ist allerdings Ausnahmezustand, geraten auch wir in Zustände, in denen wir uns wenig leiden können, wenn nicht sogar selbst hassen. Jeder hat so sein Ding, wie er mit Herausforderungen umgeht. Nicht immer ist das zielführend oder sinnvoll, es entstand nur irgendwann aus dem, was man erfahren, gesehen und gelernt hat. Ändern kann man es aber nur, wenn man sich überhaupt bewusstwird, in welches Muster man hüpft. Ich persönlich finde es unglaublich dumm, wenn es so weit kommt, dass ich mich in meinem selbst aufgebauschten Drama vergrabe, anstatt meine Hosenträger zu straffen und aus meinem Mauseloch zu kriechen… Nun, ich möchte das gerne ändern, kann es aber nicht so schnell, ich brauche einfach meine Zeit (Stier eben). Meine Taktik ist momentan, mir zuzusehen und mich sein zu lassen, und dabei zu versuchen (so gut ich es hinkriege), mich nicht ununterbrochen zu schimpfen, wie dämlich das ist, was ich da mache, wenn ich ja ganz genau weiß, dass in Selbstmitleid zu zerfließen nichts bringt, und nur bei völligem in-die-Opferrolle-Abdriften einzugreifen. Ich nehme mich also bewusst wahr, an und für voll, obwohl ich weiß, dass es Unsinn ist, denn dann kommt der Punkt, an dem die Bockerei erledigt ist und ich wieder voller Tatendrang, viel schneller. Je weniger ich mich als Depp bezeichne, desto größer ist die Chance herauszufinden, was ich brauche und wie ich besser mit mir und Herausforderungen umgehen kann.

IGNORANZ VON IRRELEVANTEM.

Irrelevant im Sinne von Betrifft es mich? Nein. Gut, dann ignorieren. Irrelevant im Sinne von Ist es jetzt gerade für mich wichtig? Nein. Gut, dann ignorieren. Das heißt, alles was ablenkt und keine Priorität hat, darf sich zu Ernst gesellen: wird ignoriert und kann warten. Aber jetzt bitte nicht dein Kind ignorieren: „Spätzchen, deine volle Kacka-Windel ist jetzt nicht Priorität für Mami, sorry, da musst du jetzt warten, bis ich soweit bin!“…neeeiiin! In schwierigen Situationen ist man bereits mit einer geballten Ladung von Negativem konfrontiert und viele Menschen machen sich dann zusätzlich noch Sorgen und Gedanken um Dinge, die sie entweder gar nicht betreffen oder momentan (für sie) nicht wichtig sind, und dann wird aus einer schwarzen Wolke plötzlich ein Weltuntergang. Blöd ausgedrückt geht es darum, zu filtern, worum man sich tatsächlich sorgen sollte. Wenn man selbst mitten in der Scheidung steckt und der Nachbar mit der Autowerkstatt wiederholt Probleme hat, ist das sein Ding, in das man nicht mit hineinköpfeln muss. Bitte richtig verstehen!! Wenn ich vielleicht die Nummer von einem guten Mechaniker habe, ist ihm geholfen, gemeinsam über die Werkstatt und die Angestellten, den Automarkt und sowieso die ganze Autoindustrie herzuziehen ist eine Freizeitbeschäftigung, die niemand hilft. Anderes Beispiel: Eine Mutter erzählt, dass im Kindergarten diese und jene Maßnahmen getroffen werden, wahrscheinlich, so ungefähr, … hat die Friseurin letztens der Freundin der Schwester erzählt… Gut. Betrifft es dich und dein Kind? Nein? Dann halte dich raus aus dem Drama. Du weißt es nicht, ob es für euch relevant ist? Dann lass es trotzdem. Sollte es dich tatsächlich betreffen, kannst Du zum gegebenen Zeitpunkt immer noch entsprechend reagieren. Sich vorher schon gedanklich zu zerlegen, die Nerven blank zu legen und alle Horrorszenarien im Kopf durchzuspielen vergeudet Energie um mindestens drei ganze Städte zu bauen, wozu also? Deine Energie folgt deiner Aufmerksamkeit und deine Aufmerksamkeit sollte in außergewöhnlichen Lebenslagen bei für dich Relevantem bleiben.

CHAOS VOR KOSMOS.

Unser Klassenvorstand schwang sich zu jeder Stunde mit demselben Motto durch die Türe: „Bringen wir Kosmos ins Chaos!“. Ich glaube, diesen Satz kann jeder dieser Klasse (sogar sturzbetrunken um 3 Uhr früh) bis heute. Und wie man daraus so schön ableiten kann: jede Ordnung (griech. kósmos) entsteht aus einer Unordnung. In unseren Köpfen ist Ordnung gut und Unordnung schlecht, und dementsprechend fühlen wir uns auch, wenn unser geordnetes Leben völlig chaotisch ins Wanken gerät. Aber um ein Zimmer zu entrümpeln oder neu einzurichten, muss es erstmal aus seiner alten Ordnung gerissen werden. Schrankinhalte werden gekippt, Schubladen entleert, Möbel verschoben, Accessoires entfernt, usw. und es wird über einen Zeitraum nicht bequem sein. Das gehört dazu. Nichts anderes passiert, wenn Chaos in unserem Leben ausbricht. Unter solchen Umständen ist es völlig normal, verwirrt, überfordert, genervt, ängstlich (…) zu sein und gleichzeitig keinen Plan zu haben, denn es ist ja alles nicht mehr so wie es war und folglich funktioniert auch nichts mehr so, wie es bisher ging… man hängt in der Luft, fühlt sich leer, fühlt sich einsam und verlassen. Das ist eine Übergangsphase, eine Phase, um von einem ins andere zu kommen, um aus etwas Altem etwas Neues entstehen zu lassen. Wenn man sich das wieder bewusst macht, fällt das Abwarten und Teetrinken etwas leichter. Also, nochmals für den Merkzettel: Chaos ist kein Feind, Chaos ist ein Neubeginn.

HERZGEHÜPFE.

Was musst Du tun, um dich lebendig zu fühlen? Was ist es, dass dich die Welt um dich vergessen lässt? TU ES. Ich überlege gerade, ob damit nicht bereits alles gesagt ist. Vielleicht noch kurz erklärt warum: wenn Du sehr in deinem Kopf verhaftet bist und eigentlich anstehst, bzw. kurz davor bist, die Zuversicht zu verjagen, dann kann es dir helfen, den Gegenspieler zu aktivieren, das Herz. Dinge, die dein Herz zum Hüpfen und dich zum Strahlen bringen, sind Energiebooster der besonderen Art. Sie ermöglichen es dir, dich besser zu fühlen, dich selbst mehr zu mögen und knutschen mit deiner Zuversicht. Muss ich noch mehr erklären? Gut, einen hab‘ ich noch: Der Verstand bringt uns voran, aber für Höhenflüge braucht es das Herz.

TANZ‘ MAL DRÜBER NACH.

Hilft mir extrem. Kopfauslüften ging bei mir am besten beim Laufen, aber manches Mal konnte ich nicht davonlaufen, um mich auszupowern und neu zu sortieren, da war die einzige Möglichkeit zu eskalieren, wenn die Kinder in den Betten waren und das hieß bei mir: Ohrstöpsel rein, Musik auf Anschlag und völlig auspowern. Ich bete, dass das nie ein Nachbar gesehen hat was ich da an desperate-housewife-dancing im Wohnzimmer hingelegt habe, aber es war mir in der Situation völlig egal. Ich tanzte, bis ich nicht mehr atmen konnte, mit so einer Power, als wäre ich als Backgroundtänzerin mit Beyoncé auf der Bühne. Und, oh Wunder, danach war mein Kopf so frei wie nach einer guten Laufrunde. Falls Du mir jetzt mit: „Ach, ich kann doch nicht tanzen…“, kommen willst: ich sagte nicht, melde dich bei Beyoncé, sondern bewege dich, zur Musik, daheim, wo es keiner sieht, das kann jeder (von elegant und im Rhythmus reden wir ein anderes Mal), also: LOS! Earbuds holen, Mukke auf und tanz‘ mal drüber nach!

Meist beherzige ich einen Punkt aus dieser Zuversichts-Checkliste und es klappt wieder mit dem Optimismus, manchmal braucht es aber auch alles, in wirklichen Ausnahmesituationen kann es sogar sein, dass man Punkte wiederholt oder noch mehr davon braucht, aber auch das ist völlig in Ordnung. Und wie Omas so schön zu sagen pflegen: „Hilft’s nix, schadet’s nix!“, also probier‘ alles aus, was dich anspricht und spüre, was deiner Zuversicht schöne Augen macht. Sollten diese Ideen nicht reichen, ist noch immer nicht aller Tage Abend, dann melde dich gerne bei mir, wir schmieden deine ganz persönliche Liste.

… and always remember: DU hast alles in der Hand, Du bist der Knackpunkt, wie ich schon sagte. Du entscheidest, ob deine Zuversicht bleibt oder schreiend die Flucht ergreift bzw. danach doch wieder retour kommt. Und allein diese Erkenntnis, dass sich zwar Umstände und Geschehnisse nicht ändern oder in Luft auflösen lassen, aber man selbst sehr wohl entscheiden kann, wie man mit sich selbst in einer unerwünschten Lage umgehen kann, finde ich persönlich sehr positiv stimmend…

Alles Liebe


Ich freue mich sehr, wenn Du meine Texte teilst!
Bitte immer nur mit Quellenangabe und für den Privatgebrauch.
Textänderungen sind nicht erlaubt.


Foto: Elisabeth Mara Dam