Wie „No-Poo“? Kein Po erlaubt, oder wie jetzt?


Immer wieder auf der Suche nach Plastikfrei-Ideen, stolperte ich bei meinen Recherchen in sämtlichen Nachhaltigkeitsblogs über eine Methode, namens NO-POO. Ohne ordentlich zu lesen, was damit gemeint war, ratterte mein Hirn los: „Was soll das jetzt wieder für ein unnötiger Trend werden?!?! … ‚No-Poo‘ … heißt das jetzt ‚Viel Arsch ist out!‘, oder wie jetzt!?!? Jetzt war man (= Frau jenseits von Klein-Knackarsch-Alter) irgendwie beruhigt, weil ‚viel-Poo‘ gefragt war und dann heißt es plötzlich ‚NO-POO‘ ...?!“

Bevor ich mir noch mehr dumme Gedanken über diesen mir bis dato unbekannten Begriff machen konnte, probierte ich es doch mit sorgfältigem, sinnerfassendem Lesen (wie man das in der Volksschule schon lernt). Sehr rasch verstummte meine innere Tratschtante und bekundete ehrliches Interesse, als sich bei genauerer Recherche herausstellte, dass meine vorschnelle Interpretation eine doch recht dämliche war.

So darf ich dir sagen, falls Du nicht sowieso (und zwar sicher auch noch) schlauer bist als ich: 


No-Poo hat überhaupt gar nix mit Po zu tun, sondern ist schlicht und einfach die Abkürzung für

halt dich fest

NO SHAMPOO

und heißt (surprise, surprise) nur, dass man ohne herkömmliches Shampoo (in Plastikflasche) Haare wäscht. 

Wie ohne Shampoo? 
Ja, eben mit ohne Shampoo.
Und nein, nicht ekelhaft, gar nicht.
Und ja, voll bio, aber nicht bio-Dinkel, sondern, wenn überhaupt, dann voll bio-Roggen.
Oder eben auch mit wirklich gar nichts, dann wäre es aber genau genommen WATER ONLY.

Ja, wieder so ein Ausdruck. Heißt aber bloß nur mit Wasser waschen und nein, bitte frag mich nicht… ich weiß auch nicht, warum das heutzutage auch im deutschsprachigen Raum immer super hip auf Englisch benannt wird!? Es würde ja mit Anfoch woschn mit nix auch so gut sein, oder Loss lei Wossa über deine Fransn rinna, aber dann ist es vermutlich zu wenig global, um viral zu gehen und auf internationalen Blogs zu influencen… aber da bin ich wahrscheinlich schon zu sehr Fossil, um das zu verstehen!?!…

Irgendwann, nach 100 Beschreibungen und dem 500. Erfahrungsbericht was/warum/wie Haare ohne Shampoo und womit sonst waschen, war ich für mich ausreichend informiert:

1.) Keine Plastikverpackung
2.) Kein Mikroplastik
3.) Keine problematischen, sondern natürliche Inhaltsstoffe

Vorläufiges Fazit: Wenn das tatsächlich funktioniert, dann ist es nicht nur wunderbar umweltschonend, sondern auch noch sehr liebevoll zu unserem Körper.

Diese Fakten entzückten mich Bio-Öko-Schlapfen natürlich. Zufrieden legte mein Herr Verstand einen neuen Ordner mit sorgfältiger Aufschrift No-Poo an, während mein inneres Fräulein Kreativ hellauf begeistert das Fazit aus dem Fazit zog: Das wird getestet! Los!

Und die Verrückte will natürlich nicht warten und sich gedulden. Nein, auch nicht bis zum nächsten Tag oder die Woche drauf, sondern gleich, sofort und auf der Stelle muss das geschehen. Geduld wird da als blöder Spaßverderber mit einem Ellbogencheck zur Seite gerammt, damit ich zur Tat schreiten kann.

Mein Vorhaben:

Haare mit Roggenmehl waschen und Apfelessig spülen.

Klingt toll, oder?! HAHA, ich hab‘ dein Gesicht runterfallen gesehen! Und ja, das war mein Ernst.

Wenige Minuten später in der Küche:

Schüssel – check ☑️
Löffel – check ☑️
Apfelessig – check ☑️
Wasser – logisch- auch ☑️
Roggenmehl – uuuuund check ☑️

Während ich gerade vertieft alles vorbereitete, fragte mein Mann ganz interessiert, welches Brotrezept ich denn probierte. Fasziniert von der Nix-Shampoo-Methode erklärte ich ihm, dass das (vor mir abgepanschte Zeugs) mein neues Shampoo würde. 

Stille.

„Ah…. Aber wenn du mit Föhnen fertig bist, haben wir dann trotzdem Brot“, lachte er los… Das lockte natürlich auch die Kinder in die Küche, die ihre Nase in die Schüssel steckten: „Mama, was wird das?? …“ Auch sie versuchte ich voller Freude davon zu überzeugen, dass das was ganz Tolles würde.

Ebenfalls Stille. 
Wechselnde Blicke. 

„Mama, du bist so eine Bio-Dinkel-Tante!“ 
Gelächter. Und Abgang der Bande

„Das ist R. O. G. G. E. N.!“, rief ich noch nach, aber das juckte niemanden. Sie überließen mich einfach wieder meiner Mehlpampe.

Es ging los.
Zuerst Haare mit Wasser gründlich durchspülen,
dann das Roggenmehl-Gemisch rein,
danach mit Wasser alles wieder raus,
zum Abschluss das Essigwasser drüber,
kurz mit kaltem Wasser nachspülen,
fertig. 

Neugierig wie er ist, stand der Herr des Hauses plötzlich in der Türe, um nach dem Ergebnis zu sehen, wich aber mit großen Augen gleich wieder zurück: „Nau servas!!! Du bist ein Essigpatschn!! Ja biiiist du narrisch, bleibt der Geruch?“. „Na, sicher nicht!!! Was glaubst du denn?!“, gab ich überzeugt von mir, obwohl ich mir genau dieselbe Frage gestellt hatte, schließlich hatte ich diesen (im wahrsten Sinne des Wortes) umwerfenden Duft in unmittelbarer Nasennähe und konnte im Gegensatz zu ihm nicht davor flüchten.

In meinem Kopf kreierte ich schon passende Werbeslogans…

No-poo. Schont die Umwelt, bringt die Scheidung!
No-poo. Schöne Haare für Singles.
No-poo, no-man!

Aber, jetzt war er ohnehin schon schockiert, da konnte ich es auch gleich bis zum bitteren Ende durchziehen… 

Keine Ahnung, wie Du nach dem Haarewaschen aussiehst, ich war gewohnt, trotz hochwertiger, sauteurer Haarpflegeprodukte, nach dem Waschen eine storchennestähnliche Verwüstung auf dem Kopf zu haben, welche mit Mühe und Bedacht langsam zu nach unten hängenden Haaren gebürstet werden musste, und ich erwartete mir ein weit schlimmeres Desaster nach der Roggenmehl-Essig-Aktion, doch dem war nicht so. Tatsächlich konnte ich meine gut schulterlangen Haare recht gut auskämmen. Sie fühlten sich auch ganz anders an, nicht so glatt schmierig wie nach einer Pflege mit Conditioner, sondern irgendwie total sauber und quietschig. Das Föhnen war deswegen etwas ungewohnt, aber das Ergebnis absolut überraschend: Saubere Kopfhaut, gepflegter Ansatz, keine Spur von fettig und weiche, füllige Haare… Aber das Wichtigste: der Essiggeruch war weg! 

Memo an mich: Keine Gefahr also für Beziehungen. Neue Werbeslogans ausdenken! 

Memo an meinen Verstand: No-Poo – Ordner bleibt! Bitte um diese Erfahrung erweitern! 

Memo an meine Miss Creativity: Lass uns schauen, was wir als nächstes probieren!! Ich hab‘ was von Ei und Kaffeesud gelesen…

Mittlerweile ist ja einige Zeit vergangen, die ich selbstverständlich sehr kreativ genutzt habe. Ich testete Roggenmehl und saure Rinse/Spülung in verschiedenen Variationen, auch Haarseife und Tonerde, mit ganz unterschiedlichen Ergebnissen.

Dazwischen war ich immer wieder im Internet unterwegs, um aus den Erfahrungsberichten anderer schlauer zu werden und kam auch auf sogenannte Solid Shampoos, also nicht flüssig, wie wir es von den herkömmlichen Shampooflaschen kennen, sondern in fester Form. Peinlicherweise muss ich gestehen, dass ich nicht den blassesten Schimmer hatte, dass es feste Shampoos gibt, bzw. festes Shampoo NICHT gleich Haarseife ist. Da meiner Tochter (16|lockige, lange Haare) die Mehl-Essig-Sache doch zu „Bio-Eso“ war, testete ich mit ihr die festen Shampoos und Conditioner von HAUTSINN und wir verliebten uns beide.

Mit den ganzen Haarexperimenten wandelte sich der Inhalt unseres Badezimmerschranks ziemlich, wurde erweitert durch Bio-Vollkornroggenmehl, Apfelessig und unsere Shampoo- und Conditionerbars. So feiere ich nun im Badezimmer je nach Laune mal eine Roggenmehl-Haarfete mit Essigwasser-Abgang oder eine Solid-Shampoo-Party mit Conditioner-Bar und ich kann dir sagen: meine langen Haare stehen me not to mountains anymore.

Solltest du jetzt das seltsame Bedürfnis verspüren, auch so komisches Zeug in deine Haare schmieren zu wollen, hier eine Zusammenfassung meiner Favoriten:

Roggenmehl-Haarwäsche

Was gut zu wissen wäre:

Das Gemisch ist zum Anrühren und das Essigwasser zum Mischen. Dauert nicht lange, aber Du hast es nicht sofort bei der Hand, somit eher eine Möglichkeit, wenn Du dir Zeit nehmen möchtest. Außerdem musst Du sorgfältig Waschen, da sonst Rückstände im Haar oder auf dem Boden bleiben können. Wenn Du Vollkorn-Roggenmehl nimmst, passiert das noch eher als bei normalem Roggenmehl, also eher nicht nach, sondern vielleicht vor dem Badputz machen, hahaha. Ob diese Art der Haarwäsche und, wenn ja, welches Roggenmehl etwas für dich ist, wirst du erst wissen, wenn Du es probiert hast. Wenn deine Shampoos z.B. Silikone enthalten, wird dein Haar einbisschen Zeit für die Umstellung brauchen. Bei mir war bereits der erste Versuch ein Erfolg. Falls Du dir Sorgen um deinen Abfluss machst, ist nicht nötig, das Roggenmehl wird kein Teig, es ist ein Brei, der sich mit Wasser vermischt löst und somit nichts verstopft. Aber da liegt auch der Grund, warum nur das Mehl von Roggen verwendet werden soll: es hat den wenigsten Anteil an Klebereiweiß! Andere Mehlsorten wirst du vermutlich sehr schwer aus den Haaren bekommen. Und vielleicht sollte noch gesagt werden, dass Roggenmehl nicht ewig hält und vor allem nicht im Bad aufbewahrt werden sollte, da Feuchtigkeit und Wärme dem Mehl schaden.

Für das Shampoo brauchst Du je nach Haarlänge:

2/3 EL Vollkorn- oder normales Roggenmehl und Wasser
evtl ein Ei (mögen meine Haare sehr, aber wenn du es vegan möchtest, dann einfach ohne)
1 l Wasser mit 2/3 Löffel Essig (Du wirst wahrscheinlich probieren müssen, wie es für dich passt, je nach Kalk im Wasser und deiner Haarstruktur wirst Du mehr oder weniger Essig brauchen.)

Ich rühre mit einem Schneebesen alles zu einer Konsistenz eines Shampoos an, also irgendwas zwischen wässrig und teigähnlich. Dann spüle ich meine Haare mit dem stärksten Wasserstrahl gut durch. Anschließend patze ich mir das Mehlzeugs in den Ansatz und massiere es sanft ein, nicht zu fest, sonst regt das die Talgproduktion recht an und der fettige Ansatz lässt nicht lange auf sich warten. Wenn ich zuviel Mehlshampoo habe, verteile ich es auch in die restlichen Haare. Danach wasche ich alles, wieder mit dem starken Strahl, aus. Dabei ist es wichtig, mit den Fingern die Haare etwas zu „durchlichten“, damit das Wasser die Mehlreste wirklich gut ausschwemmen kann. Wenn Du das zuwenig machst, ist es auch nicht schlimm, dir fallen diese Teile beim Kämmen oder spätestens beim Föhnen dann heraus. Ich spüle nach dem Essigwasser meine Haare nochmal kurz mit sehr kühlem Wasser durch. Fertig. Statt dem Essigwasser kann man auch einen festen Conditioner verwenden, das schnuppert besser, hihi.

Feste Shampoos & Conditionerbars

Es gibt mittlerweile eine Vielzahl an nachhaltigen, hochwertigen, festen Shampoos, da findest Du bestimmt deinen Liebling. Ich verwende viele Produkte von HAUTSINN, einerseits, weil sie aus Bio-Rohstoffen in Österreich hergestellt und plastikfrei verpackt werden, und andererseits, weil sie meinem Körper einfach gut tun. Auf der Website von HAUTSINN findest ausreichend Informationen zu jeder Shampoobar, für feines, lockiges, pflegebedürftiges (…) Haar, und: für die Mamis unter euch: auch eine Sensitiv-Shampoobar für Baby- bzw. Kinderhaare (die ich auch für meine Haare am liebsten verwende).

Zur Anwendung: Wie beim normalen Shampoo werden die Haare mit Wasser gespült, dann reibt man die Shampoobar sanft ein, das schäumt dann wie gewohnt, man wäscht es aus, und bei Bedarf wiederholt man den Vorgang. Danach werden die Haare leicht abgeschrubbelt und die Conditionerbar in die Spitzen eingerieben. Kurz einwirken lassen und ausspülen. Zum Schluss immer mit kaltem Wasser, das schließt die Struktur. Wunderbare Haare kann ich nur sagen, voll bio-öko-mega-herrliche Haare.

Als ich damals begonnen habe, waren meine Haare blondiert und strapaziert und musste den Conditioner etwas länger im warmen Handtuch-Turban wirken lassen, für mehr Pflege und bessere Kämmbarkeit. Seit ich wieder meine Naturhaarfarbe trage, also unbehandeltes Haar wasche, brauche reicht eine kurze Einwirkzeit.

Je nachdem womit Du bisher gewaschen hast und wie deine Haare sind, kann es sein, dass Du ein wenig Zeit brauchst, um die richtige Haarwasch-Alternative für dich und deine Haare zu finden.

Im Internet findest Du unzählige Infos zu natürlichen und plastikfreien Shampoo-Alternativen (sehr hilfreiche Tipps für Haarwäsche mit Roggenmehl fand ich z.B. bei smarticular).

Probiere aus, was dich anspricht oder zeig‘ mir gerne gedanklich den Vogel, wenn Du das alles für bescheuert hältst … aber einen Versuch, in die Sache hineinzuschnuppern (wobei bitte nicht in das Essigwasser….irx), ist es definitiv wert, denn weniger Plastik und mehr Natur ist nie ein Fehler!

Ich wünsche dir viel Spaß beim Recherchieren und Probieren

und hoffentlich bessere No-Poo-Slogans kreieren 😉

Herzlichst


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Foto: Elisabeth Mara Dam

Elisabeth Mara Dam, BEd
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